Wismar. Mal wieder.

Wer hat das alles gekauft“ dachte Anne und packte die 2 Schalen Paprika, die Gurken, die Zwiebeln und das Kilo Kartoffeln ein. Soviel Gemüse konnte ja keiner essen, vor allem in den verblieben zwei Tagen bis zur Abreise in den wohlverdienten und langersehnten Urlaub.

Der Haufen Sachen die noch in das bis oben vollgestopfte Auto sollen wurde immer größer.

OK, so wie es nun lief sollte es nicht laufen. Alles war entspannt, sogar das Problem mit der defekten Absenkvorrichtung am nagelneuen Anhänger hatten wir noch rechtzeitig gelöst, bis die verrostete Schraube, die sich tief in die Lauffläche des rechten Anhängerreifens gebohrt hatte die komplette Planung über den Haufen warf.

Einen neuen Reifen am Nachmittag vor der Abreise zu bekommen war völlig aussichtslos. Weder Reifen mit dem passenden Maß noch passendem Traglastindex waren bei den Händlern im Umkreis vorrätig.

Es blieb Plan B, die Motorräder mussten wieder in das Wohnmobil. Grundsätzlich war das auch kein Problem, aber diesmal war alles auf eine Reise mit Anhänger ausgelegt und der Wagen schon fertig gepackt, inklusive aufgebauter und bezogener Betten. Die mussten nun, wie alles andere, wieder raus, ordentlich verstaut und nach dem Verladen der Motorräder wieder ebenso ordentlich zurück ins Fahrzeug geräumt werden.
Und das 10h vor der geplanten Abreise.
Routiniert räumten wir das Fahrzeug leer, bauten die Betten ab und montierten die Vorderradwippen für die beiden Maschinen.
Das Verladen klappte ohne Probleme. Das Petrus einen guten Tag hatte und alles bei trockenem Wetter passieren konnte war hilfreich. Auf die 30°C hätten die wir bei der Schufterei allerdings getrost verzichten können.
Schweißgebadet schleppte ich die letzte Kiste in das Fahrzeug und schloss die Schiebetür. „So, nun nur noch die paar Klamotten die noch oben stehen“ sagte ich zu Anne „Ja und die Sachen aus dem Kühlschrank, Deine Motorradsachen und die Technikkiste.“ erwiderte sie. „Stimmt , aber wohin mit dem ganzen Zeug?“ fragte ich mich.

Die Nacht war kurz, gegen zwei in der früh ging der Wecker.
Der frühe Start fiel uns nicht sonderlich schwer, waren wir doch das frühe Aufstehen und somit auch das frühe zu Bett gehen gewohnt und hatten so noch fast 6 h Schlaf gehabt.
Nach einer schnellen Tasse Kaffee und einer Dusche ging es an das Verstauen der verbliebenen Gepäckstücke.
Während Anne sich um die Lebensmittel kümmerte, suchte ich die fehlenden Teile meiner Waschtasche zusammen und packte sie in die letzte offene Kiste.
Nach einer kurzen Kontrolle der elektrischen Einrichtungen schnappten wir uns unsere Sachen und verschlossen die Wohnung.

Das Auto war randvoll und die anfängliche strukturierte Ordnung war dem blanken Chaos gewichen. Die restlichen Kisten und Beutel wurden abgelegt wo sich auch nur der Anschein einer Lücke zeigte.
Gegen 2.50 Uhr fuhren wir bereits auf der A1 Richtung Norden. Ohne Anhänger zu Reisen hatte nicht nur Nachteile. Natürlich war die ganze Räumerei etwas nervig, aber mit 130 km/h statt 90-100 zu Reisen hatte schon seine Vorteile. Aber vor allem sparten wir uns den Umweg am Anfang der Reise.
Die Rheinbrücke bei Leverkusen ist für Fahrzeuge über 3.5 Tonnen sowie einer Breite von über 2.3 gesperrt. Der Anhänger hätte dort nicht durchgepasst und der Zug hätte die erlaubten 3.5 Tonnen zumindest theoretisch überschritten. Ein Umweg über A4 und A3 wäre notwendig gewesen – nicht dramatisch aber nervig.

Dazu wäre noch der spätere Start gekommen da die Motorräder auf dem Anhänger nicht versichert gewesen wären. Nicht weil sie auf einem Anhänger ständen, nein, weil das Lenkradschloss nicht eingerastet wäre während sie in der Wippe ständen. Versicherungslatein was uns genötigt hätte die Verladung der Motorräder erst in den frühen Morgenstunden des Abreisetages vorzunehmen.

Aber das war ja nun nicht der Fall.

Mit eine Durchschnittsgeschwindigkeit von unter 80 km/h ging es Richtung Norden. Im Kölner Umland löst eine Baustelle die Nächste ab – oft ohne merklichen Anfang oder Ende.

Wirklich besser wird es erst wenn man das Ruhrgebiet bereits hinter sich gelassen hat.

Der Morloch NRW zeigte sich von seiner ruhigen Seite und wir konnten unbehelligt dahingleiten obwohl die Autobahn für die Tageszeit schon ungewöhnlich voll war.

Die frühe Abreise hatten wir schon mehrfach ausprobiert und es schien als wäre es die einzig staufreie Art in den Norden der Republik zu kommen.
Beinträchtigt konnte das Vorhaben vor allem durch den nicht bundesweit geltenden Feiertag werden.
LKW Verkehr war also spätestens ab der Landesgrenze NRW zu erwarten. Tatsächlich tummelten sich auch so schon unzählige LKW auf der Autobahn. Warum auch nicht? Was hatte ein Kraftfahrer auch zu befürchten wenn er an einem Feiertag gesetzteswidrig die Autobahn befuhr?
Nicht einen Streifenwagen, nicht ein BAG-Fahrzeug patrullierte auf der Straße. Frei nach dem Motto „wo kein Kläger dort kein Richter“ befuhren die LKWs ungeniert die Autobahn.

Bei 130 Km/h fraß der große Wagen die Kilometer einen nach dem anderen und langsam konnten an den Horizont vom Rest des unterscheiden. Die Dämmerung hatte eingesetzt und mit jeder Minute die sich das Auto über die Straße bewegte wurde es heller.

Außer einem kleinen Stau bei Hamburg war die Fahrt war die Fahrt wie erhofft und wir erreichten Wismar gegen 8.30 in der Früh.

Die Rezeption öffnete schon  um 8  und der Andrang war gering. Schnell checkten wir ein und fuhren auf den Platz der leider schon bzw. noch belegt war.
Anne fragte freundlich nach wann wir mit einem freien Platz rechnen könnten und die patzige Antwort der Mittfünfzigerin war „Wir haben bis 12 bezahlt, also bleiben wir auch bis 12“.
Ok, ich will niemanden vonn seinem Platz verdrängen aber manchmal ist benehmen auch Glückssache

Wir wendenten das Wohnmobil und parkten auf dem Parkplatz außerhalb des eigentlichen Campingplatzes. Da wir sowieso noch mit Schwiegereltern einkaufen fahren wollten bot sich das in der zu überbrückenden Zeit geradezu an.

Gesagt getan. Gegen 11 kamen wir mit vollen Taschen zurück und luden alles in das Wohnmobil. Anne schaute ob der Platz mittlerweile frei war und kam mit negativer Botschaft zurück.
Nun wollten sie uns aber zeigen was ein Camper ist. Als sie viertel vor 12 dann vom Platz fuhren machten sie ein verächtliches Zeichen in unsere Richtung nach dem Motto: „jetzt könnt ihr“

Ok, ich mein, wenn Die sich jetzt besser fühlen uns es so richtig gezeigt zu haben – BITTE! Kein Problem. So hatten wir schon vor dem Aufbau den Einkauf erledigt und mussten die schweren Wasser 6-Packs nicht vom Parkplatz auf die Parzelle schleppen. Ich war zufrieden.

Das entladen der Motorräder ging zügig von statten und der Aufbau der Betten ebenfalls. Gleichzeitig waren neben uns ein Paar mit einem Wohnwagen angekommen die eine Art Vorzelt und Windschutz aufbauten. Wir waren zugleich fertig. In unter einer Stunde war alles ausgeladen, Betten gebaut, bezogen und alles wieder eingeladen. BESTZEIT!

Die Sonne brannte vom Himmel und wir sorgten von Anfang an für ausreichend Sonnenschutz.

Eine gereizte Haut oder gar Sonnenbrand schon am ersten Tag musste nicht sein.

Eine kurze Motorradtour zum alten Hafen musste sein, aber der Zeitpunkt war schlecht gewählt. Berufsverkehr vom feinsten, gepaart mit einigen Baustellen machten die Sache weit weniger schön als sie hätte sein können.

Mit lesen und faulen verbrachten wir den  restlichen Tag.

Aber schon recht früh rächte sich der frühe Start und gegen 20 Uhr war für mich der schöne Tag zu Ende.
Anne folgte schon kurze Zeit später, wovon ich aber nichts mehr mitbekommen habe.